Drehmanschette

Erkrankung

Das Schultergelenk ist das beweglichste Gelenk des menschlichen Körpers. Knöchern wird das Gelenk aus drei knöchernen Strukturen gebildet: dem Oberarmknochen mit dem kugelartigen Gelenkkopf, dem Schulterblatt, zu dem sowohl die flache Gelenkpfanne als auch das Schulterdach gehört, und das Schlüsselbein. Um die Bewegung des Gelenkkopfs in der Pfanne zu ermöglichen bedarf es einem fein justierten Zusammenspiel von Muskeln Sehnen. Dieser das Schultergelenk umgebende Muskel-/Sehnenapparat wird in der Fachsprache auch als Rotatorenmanschette oder Drehmanschette bezeichnet. Dabei umgeben die Sehnen des Muskel-/Sehnenapparates den Oberarmkopf haubenförmig. Zieht sich der Muskel einer Sehne zusammen, kommt es zu einer Bewegung des Gelenks. Eine intakte Rotatorenmanschette ermöglicht sowohl eine Zentrierung des Oberarmkopfes in der Pfanne in sämtlichen Positionen des Armes, als auch die Bewegung des Gelenkes in sämtliche Ebenen. Der Muskel/Sehnenapparat besteht aus vier bzw. fünf Sehnen: Die Sehnen der Mm. Supraspinatus, Infraspinatus, Teres Minor, Subscapularis und der langen Bizepssehne. 

Durch den hohen Einsatz des Muskel-/Sehnenapparates ist dieser altersabhängigen Veränderungen bzw. einem Verschleiß besonders ausgesetzt. Dieses zeigt sich vor allem an dem sehnigen haubenförmigen Ansatz der Sehnen am Oberarmkopf, der per se weniger gut durchblutet wird und somit anfälliger ist. Löst sich ein Teil des haubenförmigen sehnigen Ansatzes vom Oberarmkopf, so wird von einer Ruptur, einem Riss oder einer Läsion der Rotatorenmanschette gesprochen. Meist kommt es zu partiellen Einrissen der Sehne, die über die Zeit hinweg zunehmen. Selten reißt eine Sehne direkt komplett von ihrem Ansatz. Trotz gerissener Sehne am Oberarmkopf zieht der dazugehörige Muskel die Sehne weiterhin an. Resultat im Verlauf ist, dass sich der Sehnenstumpf immer weiter von seinem Ansatz am Oberarmkopf entfernt und der Muskelbauch aufgrund der nicht mehr benötigten Kraft verkümmert. Die Schulter ist nicht mehr in der Lage den Oberarmkopf in der Gelenkpfanne zu halten und Bewegungen können sich schmerzhaft und kraftreduziert zeigen. Betroffen sind vor allem Personen über dem 50. Lebensjahr, eine Ruptur kann aber in allen Altersstufen vorkommen. 


Ursache

Der Grund für die Anfälligkeit der Sehnen für Rupturen liegt daran, dass bestimmte Areale weniger gut durchblutet sind. Weiterhin können altersbedingte Umbauprozesse zu Rupturen führen. Aber auch immer wiederkehrende Tätigkeiten mit gleichförmigen Bewegungen können einen Riss provozieren bzw. vorantreiben. Zudem kann ein Unfall bzw. ein Sturz oder eine Sportverletzung Grund eines Risses sein. Ein Mischbild stellen die frischen Verletzungen auf der Basis bereits vorliegender altersbedingter Veränderungen der Sehne dar. Bei diesen Verletzungen führt eine Überanspruchung der Schulter einer bereits altersbedingt veränderten Sehne zu einem kompletten Abreißen der Sehne. Prinzipiell kann aber jede Überbelastung der Schulter zu einem Riss der Sehne führen. Obwohl vor allem über 50-jährige Personen betroffen sind, können Rupturen in jeder Altersstufe auftreten. 


Symptome

Oft resultiert nach einem Riss eine Schwäche, Bewegungsunfähigkeit und Schmerz an der Schulter. Jedoch zeigt sich bei den Patienten in Bezug auf Beweglichkeit und Schmerz ein sehr heterogenes Bild. In Abhängigkeit der Größe und dem zeitlichen Zusammenhang zu einem möglichen Ereignis zeigt sich meist der Kraftverlust, der Bewegungsverlust und der Schmerz. Auch die Angabe von Nachtschmerzen ist typisch für eine Verletzung.


Therapie

Eine genaue Befragung zum Krankheitsverlauf, eine fokussierte körperliche Untersuchung mit nativer Röntgendiagnostik / Sonographie geben erste Hinweise. Weiterführend erlaubt eine Magnetresonanztomographie die genaue Beurteilung der Sehnen. Liegt ein kleiner Defekt vor kann ein konservativer Therapieversuch in Erwägung gezogen werden. In der Regel wächst eine gerissene Sehne nicht mehr an den Knochen, sondern andere Partien der Rotatorenmanschette übernehmen die Aufgabe des gerissenen Anteils. Bei größeren Verletzungen an der Sehne sollte in Abhängigkeit des Beschwerdebildes, des Alters, des Rissmusters der Sehne und des Aktivitätsniveaus eine operative Wiederherstellung der Sehnenintegrität angestrebt werden. Dieser Eingriff kann meist arthroskopisch minimal-invasiv erfolgen. Hierbei wird die Sehne über im Knochen eingebrachte Fadenanker direkt angenäht. Nach 6 Wochen wächst die Sehne an den Knochen an und nach weiteren 6 Wochen ist sie wieder fest am Knochen eingeheilt. In Abhängigkeit der Risskonfiguration und der Stabilität wird für 3 bis 6 Wochen ein Abduktionskissen getragen. In den ersten 6 Wochen erfolgt die Bewegung passiv, mit der aktiven Beübung wird ab Woche 7 begonnen. 

Darstellung einer Arthroskopie an der Schulter
Sehnen an der Schulter
Sehnennaht an der Schulter
Bild während der Arthroskopie mit Darstellung eines Sehnenrisses der Rotatorenmanschette
Abbildung nach arthroskopischer Versorgung in 2-reihiger Nahttechnik

Literatur